Tochter Kakao war bereits aus der Kita raus und freute sich, dass sie jeden Tag noch mehr lernen durfte. Sie war so wissbegierig, wie kein anderes Schaf in der Herde und ihr wurde sehr oft folgender Satz mitgeteilt: „Geh und mach Dein eigenes Ding!“
Am liebsten verbrachte sie ihre Zeit jeden Tag bei den erwachsenen Schafen und beobachtete ganz genau, was und wie sie so arbeiteten. So schaute sie stundenlang interessiert zu.
Heute besuchte sie Schaf Grumpy. Sie mochte Grumpy besonders. Viele Schafe hatten Angst vor ihm, da er immer so mies gelaunt war, aber wer hinter ihm blickte, konnte sein warmes Herz dahinter erkennen. Sie beobachtete, wie Grumpy versuchte, den Heuvorrat gerecht einzuteilen, bzw. darüber Herr zu werden, die anderen Schafe im Zaum zu halten. Die Schafe waren sehr gefräßig und würde er dies nicht so akribisch tun, würden einige Schafe gar kein Heu ab bekommen. Also irgendwer aus der Herde musste darüber haushalten.
Kakao beobachtete aber nicht nur, sie durchlöcherte Grumpy zudem mit vielen Fragen zu seiner Tätigkeit. Grumpy tendierte dazu, schnell grimmig und missmutig zu werden und würde er nicht gerade bei Schaf Schokolade ein Schokoladencoaching absolvieren, hätte Kakao ihn schon längst zur Weißglut gebracht. Irgendwann wurde es ihm aber wirklich zu viel und er schickte Kakao mit folgenden Worten weg: „Du fragst mir noch Löcher in den Bauch, geh und mach Dein eigenens Ding!“
Tochter Kakao überlegte frustriert: „Mein eigenes Ding? Was soll das sein?“ Da sie keine Ahnung hatte, aber spürte, dass Grumpy gleich platzte, zog sie weiter.
Als nächstes begegnete sie Fly. Schaf Fly sorgte dafür, dass alle Schafe in der Herde nur schöne Träume hatten. Auch hier fragte sie Fly Löcher in den Bauch, denn sie wollte genau wissen, wie sie dafür sorgte, dass die Schafe keine Alpträume hatten. Sie war froh darüber, dass sie keine Alpträume hatte, denn vom Schäfer und seiner Hündin hatte sie bereits mitbekommen, was es hieß, schlecht zu träumen. Die Hündin fing dabei sogar richtig an zu zucken und zu zittern. Das nur zu beobachten, machte ihr bereits große Angst.
Fly war zwar nicht so angenervt, wie Grumpy, aber ihr Job benötigte vollste Konzentration, damit die schlafenden Energien der Schafe in gute Energien umgeformt werden konnten. Und in der Herde gab es immer mindestens ein Schaf, was gerade am Schlafen war. Die Schafe gehörten zu den gemütlichen Wesen und wussten, wie kostbar ein gesunder Schlaf war.
Fly beantwortete ein paar Fragen, aber auch sie schickte Kakao dann mit den Worten weg: „Geh und mach Dein eigenes Ding!
Kakao überlegte wieder frustriert: „Mein eigenes Ding? Was soll das sein?“ Da sie auch jetzt keine Antwort auf diese Frage hatte, zog sie weiter.
An diesem Tag erlebte sie leider noch mehrere Male diese Situation. Sie fragte die Anderen neugierig aus und bekam eine Abfuhr. Sie wurde von jedem Schaf weggeschickt mit den Worten: „Geh und mach Dein eigenes Ding!“
Abends legte sie sich bei ihrer Mutter Schokolade ganz traurig in den Schoß und kuschelte sich bei ihr an. Schaf Schokolade spürte sofort, dass was nicht stimmte. Deshalb fragte sie Kakao: „Meine Kleine, was ist los?“ „Andauernd werde ich von den anderen Schafen weggeschickt. Dabei bin ich nur neugierig und möchte so viel wissen!“
Schaf Schokolade kannte diese Neugierde von sich selbst und wusste, dass andere Schafe schnell zu viel bekommen, wenn man zu viele Fragen stellt. Sie ist damit auch schon oft auf die Nase gefallen.
Deshalb hat irgendwann mal ein weises Schaf zu ihr gesprochen: „Neugierde ist toll und wichtig. Behalte sie Dir bei. Aber bedenke und vergesse das nie. Mit der alleinigen Neugierde bezogen auf Andere, verlierst Du Dich selbst und lenkst von Dir selbst ab!“
Da Schaf Schokolade auch ein weises Schaf war, gelang es ihr, diesen Satz zu erweitern: „Neugierde ist gut! Damit sie im Gleichgewicht bleibt, frag nicht nur die Anderen, sondern auch Dich folgendes:
Was machst Du gerne?
Wie machst Du es?
Wie fühlst Du Dich dabei?
Wovon möchtest Du gerne etwas mehr in Dein Leben integrieren?
Was ist Dein konkret nächster Schritt, um dies mehr in Dein Leben zu integrieren?
Wer kann Dich dabei unterstützen?
Was erfüllt Dich mit Sinn?
Wie unterstützt Du die Anderen?“
Tochter Kakao hörte genau zu und öffnete dabei ihr Herz: „Ach, Du hast mal wieder so Recht! All die Fragen habe ich bisher nur den Anderen gestellt, aber mir selbst noch nicht.“
Schaf Schokolade ertappte sich dabei, dass sie ihre Gedanken wohl direkt laut ausgesprochen hatte. „Also gut, Kakao, dann erzähle mir doch mal, welche Antworten hast Du bereits auf diese Fragen?“
Kakao antwortete mit voller Stolz, da sie sich in ihren jungen Jahren bereits so gut kannte: „Ich lerne jeden Tag von und mit Anderen. Das mache ich, indem ich anderen Schafen viele Fragen stelle. Dabei fühle ich mich aber oft nicht so gut, da ich die anderen damit nerve oder bei der Arbeit behindere. Ich werde deshalb ab sofort mit anpacken und aktiv helfen. So lerne ich noch intensiver. Damit alle Schafe vorbereitet sind und ihr o.k. geben können, werde ich heute meinen Wunsch ins Schafsgebet aufnehmen. Schaf Fly wird dies sicherlich in die Träume integrieren, so weiß dann jedes Schaf bescheid.“
Kakao erzählt weiter: „Mich erfüllt sehr mit Sinn, alles zu wissen, was uns als Herde auszeichnet, denn ich möchte gerne dort aushelfen, wo ich gebraucht. Damit leiste ich Wertvolles für die Gemeinschaft!“
Schaf Schokolade war stolz auf Kakao. Sie sah so vieles von ihr selbst in ihrem Kind. Deshalb ermutigte Schaf Schokolade Kakao zu etwas Weiterem: „Kakao, dass freut mich sehr. Aber denke mal nach, was machst Du noch gerne?“
Darüber musste Kakao nicht lange nachdenken: „Ich spiele so gerne Graswurzel-Hockey!“ Auf einmal schoß sie auch los und rannte zu den anderen Schafen, die bereits dabei waren, die Mannschaften für das heutige Spiel zusammenzustellen.
Schaf Schokolade schaute Kakao mit Begeisterung und Freude hinter her. „Gott sei Dank, sie ist noch Kind. Hoffentlich verliert sie nie ihre kindliche Seite. Und ein Glück, sobald sie ihr Herz öffnet, spürt sie ganz genau, wer sie ist und was ihr gut tut!“
Was können wir von Schaf Schokolade lernen?
Oft sind wir bei den Anderen und nicht bei uns Selbst. Wir können uns natürlich an den anderen Menschen orientieren, genauso wichtig ist es jedoch, bei uns selbst anzukommen und in uns hineinzuspüren, was wir gerne machen und was uns Sinn gibt.
Und frage Dich bei dem, was Du tust – wie stark setzt Du Dich unter Leistungsdruck? Bei Kakao ist schon in jungen Jahren viel Leistungsdruck entstanden, alles genau zu beobachten und zu hinterfragen. Auch hier geht es darum in ein Gleichgewicht zu kommen, denn kommt noch der Perfektionismus dazu, kommt noch mehr innerlicher Druck hinzu, der zu Stress führt. Deshalb gehe doch mal bei Deiner nächsten Tätigkeit bzw. Deinem Hobby mit folgender inneren Haltung hinein: „Ich übe. Und damit übe ich, ich selbst zu sein und mich selbst zu spüren.“
Liebe Daniela,
die Geschichte zeigt auf herrliche Weise eine wunderbare Wahrheit, die ich mir zu Herzen nehme. Danke für die neugierige Kakao.
Herzliche Grüße
Susi Wolf