Schaf Schokolade machte sich große Sorgen um Schaf Grumpy. Sie wusste, dass er dazu neigte besonders in den Wintermonaten depressiv zu werden.
Dieser Winter war besonders regnerisch und dunkel. Viel Sonne konnten sie auf der Wiese nicht tanken. Das schlug schon etwas aufs Gemüt und zwar bei allen Schafen. Wobei den meisten Schafen Regen und Kälte nichts ausmachte, denn sie hatten so richtig dickes Winterfell. Da kam nichts durch. Und zwischendurch tanzten sie den Regentanz, um ihre Stimmung aufzulockern.
Vor allem die geborenen Lämmer bereiteten allen Schafen viel Freude. Sie hüpften und kullerten über´s Feld bis sie so ausgepowert waren, dass sie sich an ihren Mutterschafen ankuschelten.
Schaf Schokolade beobachtete Grumpy, wie er abseits lag und sich den Kopf zerbrach. Sie konnte es nicht mehr mit ansehen und ging zu ihm hin. „Grumpy, was ist los mit Dir?“, fragte Schaf Schokolade neugierig. „Ach lass mich in Ruhe, ich muss noch so viel arbeiten. Erst muss ich dafür Sorgen, dass die Lämmer es nicht zu wild treiben, dann muss ich aufpassen, dass das Futter unter allen gerecht aufgeteilt wird und dann muss ich noch verhindern, dass es keine Streitereien zwischen uns allen gibt. Und dann muss ich mich auch noch um mich selbst kümmern, dass ich nicht auf der Strecke bleibe. Und dann soll ich noch dies und das und jenes erledigen.“ erzählte Grumpy Schaf Schokolade mit ziemlich mieser Laune.
Schaf Schokolade hörte ganz genau zu und sie hatte eine besondere Begabung, zwischen den Zeilen lesen zu können. Deshalb fragte sie „Sag mal Grumpy, wieso musst Du das alles tun?“ „Wieso? Na hier hat doch jeder seine Aufgaben und das sind nun mal meine, die ich machen muss.“
„Ja das stimmt, wir haben alle Aufgaben“, bestätigte Schaf Schokolade. „Ich habe das Gefühl, dass sie Dir gar keinen Spaß machen“, erwiderte Schaf Schokolade. Ihr war sehr bewusst, dass die Schafe untereinander ein Credo hatten, jedes Schaf bekam Aufgaben, die Spaß machten und die nach den Talenten zugeordnet wurden.
„Mhmm, woran machst Du das fest?, fragte Grumpy. „Naja, Du nutzt bei jeder Aufgabe das Wörtchen muss und das mit einer ziemlich miesen Laune“, stupste sie ihn drauf. „Ach, das ist Dir aufgefallen?“, fragte Grumpy nach und in ihm stieg eine peinliche Röte ins Gesicht.
„Weißt Du Grumpy, Deine Aufgaben, die Du erledigst, sind ein Privileg und sie sind besonders wertvoll. Ohne Dich würde hier Chaos herrschen. Aber uns ist wichtig, dass Du die Aufgaben auch magst und vor allem auch machen möchtest. Manch anderes Schaf würde sich freuen, wenn sie diese Aufgaben übernehmen können, aber sie dürfen es aktuell nicht“, holte Schaf Schokolade aus. Ihr war wichtig, dass Grumpy begreift, wie wichtig seine Aufgaben für die Herde sind.
„Mir war gar nicht bewusst, dass ich hier in der Herde eine so wichtige Funktion habe. Das fühlt sich gerade richtig toll an und vor allem sinnstiftend“, Grumpy fing richtig an aufzublühen, größer zu werden und zu strahlen.
„Ab sofort habe ich diese Haltung:
Ich darf mich diesen Aufgaben widmen und ich möchte mich diesen Aufgaben widmen. Und wenn ich nochmal das Gefühl habe, dass es nur noch eine Pflicht ist, die ich machen muss, wende ich mich an Dich und wir schauen nach anderen Aufgaben!“, sagte Grumpy voller Leidenschaft zu Schaf Schokolade.
Schaf Schokolade blickte sehr zufrieden und schaute sich in der Herde um. Sie hatte unter anderem die Aufgabe, als Seherin zu arbeiten und alle Gefühle der Schafe im Blick zu haben. Sie beobachtete eine Leichtigkeit in der Herde, denn Grumpys Gemüt hatte sich doch schon auf die anderen übertragen gehabt. Aber das war wie weggeblasen, alle fraßen in lockerer Atmosphäre ihr Gras.
„Wie wunderbar, dass wir alle so tolle Aufgaben machen dürfen, die wir mögen,“ sagte Schaf Schokolade lautstark zu allen Schafen aus der Herde. „Jawoll,“ bestätigten die anderen Schafe mit voller Stimme.
Der Schäfer hörte ein lautes Blöken und freute sich über die Kommunikation der Schafe.
Was können wir von Schaf Schokolade lernen?
Wir alle haben Pflichtaufgaben zu erledigen. Um glücklich zu sein, ist es wichtig, auch Aufgaben und Dinge zu Tun, die wir gerne machen und mögen. Manche Aufgaben sind wirklich auch als Privileg zu sehen, denn es gibt viele Menschen auf unserer Erde, die nicht in der Lage sind, diese auszuüben.
Beobachte doch mal in der nächsten Zeit, wie oft Du das Hilfsverb „müssen“ verwendest. Ich muss noch dies und das erledigen. Und wie oft sagst Du das Hilfsverb „möchte“ oder „kann“ oder „darf“?
Überprüfe, was es braucht, das „müssen“ in „möchte“, „können“ oder „dürfen“ umzuwandeln und welchen Unterschied es macht.
Erlebst Du in Deinem (beruflichen) Alltag oft Handlungen, die Du machen musst? Dann wird es Zeit drauf zu schauen und entweder die Haltung zu verändern oder Aufgaben zu finden, die besser zu Dir passen. Die Schafe und ich möchten Dir dabei helfen. Dürfen wir?
Deine Daniela
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