Trauern über jemanden, der noch nicht tot ist

Schaf Schokolade freute sich über jeden Menschen, der sie besuchen kam. Sie half den Menschen über jede Emotion hinweg. So war es auch an diesem Abend, als eine junge Frau die Wiese betrat. Die junge Frau war schon öfter da und war bisher immer ganz gut drauf. Aber heute zog sich ein Trauerschleier über sie. Schaf Schokolade vermied es eigentlich mit den Menschen in eine direkte Kommunikation zu gehen, aber hier spürte sie, dass es heute ein ganz besonderer Fall für Schaf Schokolade werden wird.

Schaf Schokolade fragte sie deshalb frei raus: „Was ist denn mit Dir heute los, Du siehst aber traurig aus!“ Und die Tränen kullerten der jungen Frau schon im Gesicht hinunter. „Ich habe so große Angst meinen Seelenpartner zu verlieren.“ „Oh, liegt er im Sterben?“, fragte Schaf Schokolade nun vorsichtig nach. „Nein ich weiß es nicht genau, ein Arzt sagte vor vielen Jahren, dass mein Seelenpartner nie alt werde. Seit dem freue ich mich eigentlich über jeden Tag, den ich mit ihm verbringen kann. Nur die letzten Tage ging es ihm gar nicht gut und da bekam ich Panik, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist.“ Schaf Schokolade verstand nicht: „Was für ein Zeitpunkt denn?“ „Na der Zeitpunkt mich von ihm verabschieden zu müssen“, sagte die junge Frau traurig.

Schaf Schokolade war ein sehr weises Schaf und wusste, dass man in solchen Situationen viel erzählen konnte. Geglaubt wurde es nur selten. Deshalb sprach sie nicht mit Worten weiter, sondern sendete der jungen Frau Bilder. Diese Bilder nahmen Gestalt an und verschmolzen mit der jungen Frau, sie wurden eins:

Als erstes schickte Schaf Schokolade ein riesengroßes Herz an die junge Frau. In diesem Herz befand sich eine Tür, für die nur die junge Frau einen Schlüssel bei sich trug. Die junge Frau öffnete die Tür und es zeigte sich eine saftig grüne Wiese. Auf dieser grünen Wiese tanzte und lachte die junge Frau mit all ihren geliebten Wesen. Überall war Vogelgezwitscher zu hören, es roch nach Wald und Wiese und die Wiese war voller Wildblumen, die bunte Farben in das Bild brachten. Zwischendurch ruhten sie sich aus und freuten sich über die gemeinsamen Momente. Es war eine sehr leichte und lockere Stimmung und alle waren ganz im Hier und Jetzt. Es gab nur die gemeinsame Zeit, die gerade stattfand, kein gestern und auch kein morgen.

Die junge Frau sog diese Bilder in sich auf und Schaf Schokolade sah sofort, dass die Trauer verschwand.

Schaf Schokolade sagte nun mit großem Mitgefühl: „Lebe auch in solchen Momenten achtsam im Hier und Jetzt. Du kannst Dich nicht auf diesen Moment vorbereiten. Und auch die Trauer bringt Dir nichts, denn Du weißt nicht, wann der Tag kommen wird. Aber was Du ab nun an ganz sicher weißt, Deine Liebsten leben in Deinem Herzen immer weiter, egal ob sie auf Erden sind oder im Himmel schweben!“

Die junge Frau blickte Schaf Schokolade an und verstand. „Du bist ein sehr besonderes und weises Schaf. Auch Du bekommst einen Platz in meinem Herzen!“

Schaf Schokolade und die junge Frau beendeten ihr Gespräch mit einem gemeinsamen Bild. Das Bild nahm Gestalt an und beide schlenderten gemütlich über die Wiese und sahen achtsam dem Sonnenuntergang zu.

Was können wir von Schaf Schokolade lernen?

Verlustangst oder Trauer sind sehr tiefe Gefühle, die wahrgenommen werden sollten und Teil unseres Lebens sind. Ein möglicher Umgang damit ist, so lange die geliebten Menschen und Tiere bei uns sind, die gemeinsame Zeit intensiv im Hier und Jetzt zu leben. Manchmal haben wir es im Gefühl, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, manchmal trügt aber auch das Gefühl und die geliebte Person rappelt sich doch wieder auf. Oder der Tod kommt plötzlich. Es gibt so viele Facetten, dass wir da oft in einen Teufelskreis der Gedanken kommen und gar nicht mehr im Hier & Jetzt sein können. Das ist schade, da es das Beisammensein nicht mehr so intensiv erleben lässt. Ist das Gefühl sehr stark, ist es sinnvoll sich Hilfe zu suchen.

Ist das geliebte Wesen von uns gegangen, beginnt ein Trauerprozess, der aus unterschiedlichen Phasen besteht. Schaf Schokolades Tipp, die Wesen in einem inneren Ort weiterleben zu lassen, hilft dabei enorm, da sie dadurch weiterleben können und auch eine Kommunikation weiter geführt werden kann. Das hilft, die Trauer irgendwann akzeptieren zu können und Dankbarkeit über die gemeinsam erlebte Zeit tritt in den Vordergrund.

In der Arbeitswelt sollte das Thema auch bei Bedarf benannt werden dürfen, da Menschen ganzheitlich auf der Arbeit sind und es die Arbeit beeinflussen kann. Hier ist Zuhören, Wertschätzung für die Situation und ein Umgang mit der Trauer wichtig, damit der Mitarbeitende sich aufgehoben fühlt. Das ist ein wichtiger Aspekt, die Trauer zu verarbeiten.